Ausstellung Luther und Europa 09-04-2017 - Verlag-Blaues-Schloss

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Veranstaltungen 2017



Ausstellung „Luther und Europa“
im Schloss Homberg/Ohm

Vernissage Sonntag, den 09.04.2017

Der Geschichtskreis der Schlosspatrioten lud zur Vernissage  am Sonntag, den 9. April, um 14.00 Uhr, in den Kaminsaal des Schlosses    in Homberg ein. Anlässlich der Besonderheit der Ausstellung „Luther  und   Europa“ im Rahmen des Lutherjahres gestaltete das Quartett Prima Vista den musikalischen Rahmen und eine Theatereinlage mit Viola Euler bot dem Besucher den sinnlichen Bezug zur damaligen Zeit. Eingeführt und dargestellt wurde die Thematik von Professor Bernhard Streck.

Die Wanderausstellung des Hessischen Staatsarchivs Marburg   „Luther und  Europa“ zeigt die Wege der Reformation und des fürstlichen    Reformators Philipp von Hessen. Sie beginnt mit der Darstellung Europas    um 1500 als einer Welt im Umbruch, in der das Ereignis Luther -  sein    Thesenschlag 1517, die Begegnung mit Karl V. in Worms und die Rolle  der   Frauen in der Reformationszeit - den weiteren Verlauf  mitbestimmte. Die   Ausstellung setzt sich fort in den  Auseinandersetzungen mit Erasmus von   Rotterdam, Thomas Müntzer und den  Juden, behandelt den fürstlichen   Reformator Philipp von Hessen, führt  weiter zur gespaltenen Reformation   sowie zu ihrer Ausbreitung in  Europa und schließt mit einen Ausblick auf   Europa nach der Reformation  wie der Augsburger Religionsfrieden 1555,   der Gegenreformation als  auch dem Konfessionellen Zeitalter.

Der   Verein „Die Schlosspatrioten“ unterstützt die Stadt Homberg bei  der   Restaurierung, Erhaltung und Pflege des Schlosses, gestaltet und  pflegt   die Schlossanlagen, fördert das kulturelle Leben in Homberg  z.B. durch   Ausstellungen, literarische, musikalische und  kunsthandwerkliche   Veranstaltungen im Schloss und den zugehörigen  Anlagen. Des Weiteren   erforscht der Verein die historische Entwicklung  des Homberger   Schlosses, die Geschichte der Stadt Homberg und ihrer  Stadtteile und   bringt diese der Öffentlichkeit näher. Die  Schlosspatrioten unterstützen   und veranstalten Feste und darüber  hinaus versuchen sie, das Schloss   als Treffpunkt für Jung und Alt zu  etablieren.
    
   
Musikalisch wurde die Vernissage eingeleitet von dem Quartett Prima Vista mit „Ein feste Burg“, gespielt auf den archaischen Instrumenten des Gemshorns (Bärbel Kuranel) sowie des Portativs, von lat. portare tragen;    ital. Organetto oder der Urorgel (Bernhard Streck), Kontrabasflöte     (Herbert Klasser) und Gesang sowie Tuba (Heinrich von Haugwitz). Es    folgten zwei Tänze von Tielman Susato (*um 1515, † nach 1570).

Des   Weiteren versetzte auch Viola Euler in Magdkleidung das  Publikum ins   16. Jahrhundert, indem sie von der Treppe herab dem „Volk  aufs Maul   schaute“:

    
„Gilt dieses Getöse wieder etwa dem Martin Luther? Bei allen    Heiligen, hat man als anständiger Christenmensch vor dem Mann  überhaupt   keine Ruhe mehr?“, so sprach sie als Käthe, „leider namensgleich mit diesem liederlichen Frauenzimmer …“

Wer’s erahnt, mag seinen Teil denken.

Zum Schluss der Darbietungen verwies Professor Streck  noch einmal auf die Lutherausstellung im ersten Stock und stellte des    Weiteren in Kürze die Neuerscheinung des Buches „Luthers große    Türkenschriften“ vor, von ihm und Benedikt Klein herausgegeben und kommentiert.
       
Das Buch ist über den Verlag, den Buchhandel, Amazon  beziehbar.         
Zudem ist das Buch im Schlosscafé während der Öffnungszeiten (sonntags 14.00-18.00 Uhr) erhältlich.
    
Auf Wunsch und bei Bedarf kann die Ausstellung nach Rücksprache    mit Wilhelm F. Weißhuhn (Telefon: 06633-7055) besucht werden. E-mail:    wilhelm.weisshuhn(mail)gmail.com.
Luthers große
Türkenschriften
Herausgegeben und kommentiert von
Benedikt  Klein und Bernhard Streck
Kartoniert: 186 Seiten,
7 s/w Abbildungen
SBN 978-3-943556-64-3
Preis: 11,80 €


Zum Buch
    
Und kenne ich recht meine lieben Deutschen, die vollen Säue,    so sollen sie wohl ihrer Weise nach sich wiederum niedersetzen und mit    gutem Mut in aller Sicherheit zechen und gut leben […] und denken:  ha,   der Türke ist nun weg und geflohen. Was wollen wir viel Sorgen und    unnütze Kosten drauf wenden?
(Martin Luther, Heerpredigt wider den Türken, 1529)
    
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sehen sich große Teile    des christlichen Europas von osmanischen Invasoren bedroht. Bereits im    Jahr 1453 hat sich das islamische Großreich mit der Eroberung    Konstantinopels einen mächtigen Vorposten an der Schwelle zum    europäischen Festland gesichert. 1522 behaupten die Truppen Süleymans I.    ihre Vormachstellung im östlichen Mittelmeerraum und zwingen den    Johanniterorden zur Aufgabe von Rhodos. Vier Jahre später erobert das    osmanische Heer große Teile Ungarns, 1529 wird schließlich Wien    belagert. Die nun nicht mehr nur latente Bedrohung führt in Deutschland    zur Massenhysterie und zum Heißlaufen der Druckerpressen. Im  politischen   Tagesgeschäft geben jetzt polemisch-propagandistische  Flugblätter den   Ton an. Auch Martin Luther macht sich das neue Medium  für seine eigenen   Zwecke zunutze. Gemeinsame Feinde bestärken  bekanntlich den   Zusammenhalt, sie sind wichtig für die kooperative  Identität des   evangelischen Unternehmens. Doch anstelle des  Dialog-Gedankens, der in   der interreligiösen Kommunikation der  Gegenwart in den Vordergrund   gestellt wird, geht es im 16. Jahrhundert  um Differenzen, ihre   Herausarbeitung und ihre theologischen wie  politischen Konsequenzen.
Der vorliegende Band vereint erstmals alle drei großen    Türkenschriften des Reformators in einer benutzerfreundlich    transkribierten Ausgabe der jeweiligen Erstdrucke. Vor allem in diesen    Texten Luthers spiegeln sich die zeitgenössischen Differenz-Diskurse  und   protokollieren gut, wie eng bereits zu Beginn des Druckzeitalters    politische wie religiöse Agitation miteinander verbunden sind. Sie    zeigen weiterhin, dass Kriege immer auch rhetorisch geführt werden und    letztlich ein Kampf über Deutungshoheiten und vermeintliche Wahrheiten    sind, dass es Kämpfe um die Hegemonie der (Drucker-)Presse, d. h.    medialen Vorherrschaft sind und dass auch die Konflikte der Gegenwart    als historisch gewachsen verstanden werden müssen.
    
Die Herausgeber:
    
Benedikt Klein, wiss. Mitarbeiter an der Philipps-Universität
Marburg, Institut für Deutsche Philologie des Mittelalters.
  
Prof. i. R. Dr. Bernhard Streck
, von 1994 bis 2010 Leiter des
Instituts für Ethnologie, Universität Leipzig.

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