Zum Buch
Mit intellektueller Freude Aphorismen, Betrachtungen oder Gedichte zu lesen wäre als Einstimmung in die Gedankenwelt der Menschen des 21. Jahrhunderts kaum noch vorstellbar. Genauso können wir nicht mehr davon ausgehen, daß dies zum natürlichen Kulturbedürfnis der Lesenden heute gehörte. Der gebildete Bürger, so wie man ihn noch zu Lebzeiten des SPD-Politikers Carlo Schmid empfand, der sogar Baudelaire übersetzte, existiert heute nur noch als Minderheit im Rentenalter, oder könnte man sich etwa Olaf Scholz oder Frau Nancy Faeser wider Erwarten als Leser von Lyrik vorstellen? Dennoch hofft jeder Autor, selbst wenn er extrem Interessierte bediente, daß wenigstens mit ein, zwei Dutzend aufgeschlossenen Geistern zu rechnen wäre und sie mit einer Annäherung an Kunst und die Stimmungslage von Schriftstellern überraschen könnten.
Der Autor
Der Lexikograph, Schriftsteller und Lyriker Wilhelm Ziehr, geboren 1938 in Berlin, verbrachte 35 Jahre im Ausland (Frankreich, der Schweiz, Spanien). Seine zahlreichen Bücher und Aufsätze zur Kulturgeschichte wurden in mehrere Sprachen (u. a. ins Englische, Französische, Spanische, Italienische, Japanische und Russische) übersetzt. Lyrik veröffentlicht er bereits 1973. Er lebt seit 2005 weiter schreibend bei Potsdam.
Im Verlag Blaues Schloss veröffentlichte Ziehr mit Ludwig Legge den Gedichtband „Aus den Phasen des Mondes“ (2015) und als Mitherausgeber „Flügel der Ferne, Hommage für Ludwig Legge“ (2017). 2017 folgten die Lyrikbände „In unserer Lage“, 2019 „Umwidmungen“ und 2022 „In erdigen Tönen“.
Zuvor erschien ein Auswahlband Aphorismen „Variationen beständiger Gedanken“ (2017) und die Aufsätze zur Kulturgeschichte: „Zwischen Mond und ästhetischer Maschine“ (2018) sowie „Einblicke und Perspektiven“ (2019).
In der Lyrikreihe „Unbeirrt“ (Publishing House Universali, Tbilisi) wurden „Diesseits des Sonnenuntergangs“ (2019), „Die Insel meiner Wandlung“ (2021) sowie „Zwischen Land und Meer“ (2021) in dreisprachiger Ausgabe (deutsch, russisch und georgisch) veröffentlicht.