Kosmische Dämmerung Die neue Art des Pluralismus 23-04-2017 - Verlag-Blaues-Schloss

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So, 23. April 2017, 11 Uhr, Café Vetter   
Prof. Dr. Helmut Satz
  
Kosmische Dämmerung
Die neue Art des Pluralismus.
    
„Sie fragen, Herr Legge, ob es diese Welt mehrmals gebe? –
Viel schlimmer! Viel schlimmer! Es gibt unzählige Legges.“
(Helmut Satz)

Möge das nicht so schlimm sein,  dann bleibt die Frage: Was hat die  Entstehung der Welt mit einem Spiegelei zu tun? Was mit der Frage, ob  aus dem Spiegelei wieder ein Ei werden kann? Brutzelt darin die Lösung  der Frage: wie und woraus unser Universum entstanden ist, nicht in  jedermanns Pfanne? Gab es ein Vorher vor dem Spiegelei? Was kommt nach  dem Spiegelei? Was sind die Grundbausteine dieser schmackhaften Materie?  Wie kam das Spiegelei zu Raum und Zeit?
  
Helmut Satz beschreibt ebenso anschaulich wie  souverän die wesentlichen Stufen in der Entstehung unseres Universums  auf dem aktuellen Stand der Spiegeleiforschung.
Wir erleben zurzeit eine zweite kopernikanische Revolution: weder  unser Spiegelei, noch unser Sonnensystem, noch unsere Galaxie oder unser  Kosmos sind das Ende aller Dinge! Es gibt darüber hinaus viele andere,  ähnliche oder auch der unseren unähnliche Spiegeleier. Die zweite  kopernikasche Revolution ist, dass das Ei einst rund war, das Spiegelei  hingegen nun wieder flach geworden ist.
Fragen über Fragen, die vor einigen Jahrzehnten noch als unzulässig erschienen, wie die nach der „Welt“ vor  dem „Ei in die Pfanne schlagen“ (der Urknall für das Ei), sind nun  sprudelnd glibberige Quellen emsiger Forschung. Dabei tauchen viele  interessante Vorstellungen auf, vom „Multispiegelei“ („Multiversum“) bis  zu „Spiegel(ei)löchern“ („Wurmlöchern“) durch Raum und Zeit. Sind wir  in einer Welt angesiedelt, die zumindest heute für uns experimentell  kaum erreichbar scheint?

    
Am  Ende des (Koch)Buches steht eine „neue“ Schöpfungsgeschichte, so wie  sie aus der heutigen physikalischen Kosmologie folgt. Hier die Neue Genesis als Frohe Botschaft frisch auf den Tisch!
  
Am Anfang schuf Gott in sechs Tagen ein Spiegelei. Warum, so  fragte Professor Satz, nicht mit einem allmächtigen Schnips? In einem  Moment alles? Warum erst dies, dann das? Warum erst hier und dann dort? Das erste betrifft den Raum, das zweite die Zeit.  Schuf Gott also am Anfang Zeit und Raum? Aber Zeit ist nur erkennbar in  einem Nacheinander von Ereignissen und Raum, wenn in ihm Bewegungen  stattfinden. Zumal sich etwas bewegen muss. Eben raumausfüllende Dinge.

Wie aber sind die Dinge, so wie wir sie kennen überhaupt entstanden?  Wie also ist die Welt entstanden? Waren am Anfang die Dinge so wie sie  nun sind? War überhaupt ein Anfang? Und was hat Gott vorher gemacht? Augustinus  hat in ihm wohl den ersten Müßiggänger entdeckt, hat er doch „einfach  nichts gemacht“. Das Novum wäre, Gott als einen Müßiggänger zu sehen,  der keine Zeit hat oder kein Vorher. Ohne Zeit aber auch keine  Langeweile. Wenn Nietzche sagt, dass der einzige Mangel des Paradieses  die Langeweile war, dann war der Gott wahrlich vor der  Schöpfung vollendet. Vielleicht fiel es ihm erst dann auf, als es ganz  wörtlich zu spät war (so etwas kann einfach nur in der Zeit geschehen),  weil er bereits mit der Schöpfung begonnen hatte. Stephen Hawking hält  die Frage, was  vor dem Urknall war, für so wenig sinnvoll wie die  Frage, was nördlich vom Nordpol ist. Analog wäre zur Frage, was vor Gott  war: was ist göttlicher (ursprünglicher) als Gott? Trotzdem wurden  beide Fragen immer wieder hartnäckig gestellt, mochte es weder der  Kirche noch der Physik so recht gefallen.
    
Immerhin gibt es, so der Physiker Satz, in der heutigen  Kosmologie seit ungefähr 30 Jahren physikalische Überlegungen, was es  vor dem Urknall gegeben haben mag. Diese sind u.a.: eine zeitlose Urwelt  anzunehmen, ohne Zeit, ohne Anfang und Ende und ohne Struktur. Solche  Gedanken sind, ergänzte der Physiker,  nicht ganz so neu wie sie  scheinen. Bereits im Indischen Epos Rig-Veda, ca. 1500 v. Chr., wird  gesagt: „Zu jener Zeit war weder Sein noch Nichtsein. Nur Dunkel war, verhüllt von Dunkel und unerkennbar wogte dieses alles.“

Daran lehnt sich der Versuch 1 an:
  
Wenn nun der Zustand der Urwelt wie im Inneren eines unendlichen  Wasserbehälters ist, dann gibt es in diesen Inneren keine Vorstellung  von Zeit und Raum. Fluktuationen in der Urwelt erzeugen wie Lava Blasen.  Solche Blasen sind die Universen. Unser Universum ist nur eines davon.  Erhitzt sich die Urwelt wie Wasser, steigen die Universen wie Blasen  empor, treten aus der Urwelt und dehnen sich außerhalb von ihr aus.  Damit ist auch die Zeit geboren.



    
Die  Urwelt ist vorstellbar als eine überhitzte dunkle Energie. Eine Blase  entsteht, entkommt in die Wirklichkeit. Beim Entkommen explodiert die  Blase in einer plötzlichen gewaltigen räumlichen Ausdehnung: 10 hoch 50 x  Lichtgeschwindigkeit. Das war der Urknall. Am Ende des Urknalls  (Inflation) ist die deponierte Energie verdichtet in Teilchen,  Antiteilchen und Strahlung: Urmaterie. Mehr Materie ist seitdem nicht  hinzugekommen, nur mehr dunkle Energie. Der Weg von der Urmaterie zur  heutigen Materie besteht aus Zustandsübertragungen (Phasenübergängen).  Z.B. mit zunehmender Temperatur wird aus Wasser Dampf  und dann Plasma.  Bei jedem Übergang erfolgt ein totaler Gedächtnisverlust. Wasser weiß  nicht, ob es vorher Eis war, obwohl jeder Übergang selbstorganisiert  ist. (Nur wie weiß dann das Eis, wann es Eis wird?) Jedenfalls sind aus  den Multiversen der Urwelt vor Raum und Zeit u.a. ein Universum mit  unserer Wirklichkeit entstanden.

Und mit ihm diverse Fragen.

Wenn letztlich oder erstlich der lange Marsch der Materie aus der  Energie begonnen hat, die Menge Materie konstant ist (wahrscheinlich  weil auch die Energie konstant ist), warum nimmt indessen die dunkle  Materie zu, obwohl in der Urwelt die Multiversen eine hohe Dichte dunkle  Energie haben mit starker Expansion, indessen im Universum die dunkle  Energie eine niedrige Dichte und schwache Expansion. Entfaltet sich  gewisserweise die dunkle Materie? Sie wird mehr, indem sie „dünner“  wird. (Der Maggiwürfel wird zur Maggiesuppe). Falls die Übergänge  selbstorganisierend sind, dann sind es auch Materie und Energie  ebenfalls. Wenn aber bereits zwischen den Übergängen ein totaler  Gedächtnisverlust erfolgen soll, wo sitzt dann die Information zum  Selbstorganisieren?

    
Warum gibt es eine Expansion trotz der Schwerkraft, die ja die  Dinge zusammenzieht (Kontraktion). Wenn die dunkle Materie hingegen  einen Expansionsdruck erzeugt, vielleicht lässt sie die Schwerkraft erst  dadurch entstehen, dass sie die Dinge zusammendrückt,  dass die Dinge also nicht von ihrem Inneren zusammengezogen, sondern  von Außen zusammengepresst werden. Dass also die Schwerkraft keine  Anziehung ist, sondern eher eine Kompressionskraft (Gravionentheorie).  Gedanken zur Gravitation finden sich bereits in der Antike bei Empedokles, Demokrit, Aristoteles und Aristarch. Auch Hans Schauer entfaltet in seinem umfassenden Essay: „Perspektiven einer Korpuskulartheorie der Gravitation“ dieses Thema.
    
Auf den Urknall bezogen: Was treibt ihn auseinander? Wäre nicht  die dunkle Energie die expansivste Energie, vielleicht hat sich diese  oder ein Teil von ihr erst in Energie transformiert und dann in Materie?

Modelle, Hypothesen, Thesen.
  
Wie sehen sie aber in ihrem praktischen Verlauf aus? Oder wenn  Physik ein Verfahren ist, das die Natur als ihren Gegenstand hat und wir  mit Natur das umschreiben, was da ist, was Realität, was Welt ist, dann  betrachten wir doch etwas Substanzielles in der Annahme, dass  es Substanzielles gibt. Oder nicht? Wie merkwürdig, dass Denken zur  Annahme führen kann, dass gerade das Substanzielle nicht ist.
Ja, vielleicht sind unsere Beweise deshalb zum Scheitern verurteilt, weil  wir denken. Oder zumindest in dieser anthropologischen Art und Weise  denken. Aber was mag die Natur dazu gebracht haben, dass wir eben in  dieser Art und Weise denken? Was war vor unserem Denken da? Kann es in  diesem Vorher ein Spiegelei geben?
Kommen wir wieder auf den Boden der Bratpfanne zurück! Der  schönste Beweis für den Erfolg des englischen Empirismus ist doch die Existenz und der Genuss von „Ham and Eggs“.
       
Und den wollen wir uns doch nicht mit solchen Fragen, ob wir denken, wie wir denken und was vor dem Denken ist, verderben lassen. Und zudem: Wenn das Ei schmeckt, wen interessiert es dann, ob es da ist?

Helmut Satz
Kosmische Dämmerung
Gebundene Ausgabe: 188 Seiten
Verlag: C. H. Beck
ISBN: 978-3406697876
Preis: 19,00 €
    
Buchvorstellung Verlag C. H .Beck:
Wir erleben zurzeit eine zweite kopernikanische Revolution: Weder  unser Sonnensystem noch unsere Galaxie oder unser Kosmos sind der  Anfang und das Ende aller Dinge. Fragen, die vor einigen Jahrzehnten  noch als unzulässig erschienen, wie die nach der "Welt" vor dem Urknall,  sind mittlerweile sprudelnde Quellen der Forschung. Dabei tauchen viele  interessante Vorstellungen auf, vom Multiversum bis zu Wurmlöchern  durch Raum und Zeit. Sie sind in einer Welt angesiedelt, die zumindest  heute für uns experimentell kaum erreichbar scheint. Aber sie beginnen  bereits jetzt unser Bild des Universums, in dem wir leben, grundlegend  zu verändern. Und so steht am Ende des Buches eine "neue"  Schöpfungsgeschichte, so wie sie aus der heutigen physikalischen  Kosmologie folgt.
    
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