Lesung Erich Auerbach - Die Narbe des Odysseus 8. November 2017 - Verlag-Blaues-Schloss

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Veranstaltungen 2017



Lesung Erich Auerbach - Die Narbe des Odysseus
       
Matthias Bormuth, Michael Krüger, Olaf Müller      
in der ELWERT Universitätsbuchhandlung Lehmanns Media GmbH Marburg

am 8. November 2017, 20 Uhr

"Erich Auerbach hat nicht nur ein empfehlenswertes Buch geschrieben,
sondern eines der schönsten Bücher in der Literatur im 20. Jahrhundert.“  (Michael Krüger)
    
  
Die  Lesung,  eingeführt von Olaf Müller,  Professor für französische und italienische Literatur- und  Kulturwissenschaft, Philipps-Universität Marburg, und vorgetragen von Michael Krüger, ehemaliger Verlagsleiter der Hanser Literaturverlage, sowie kommentiert vom Herausgeber Prof. Matthias Bormuth, Inhaber der Heisenberg-Professur der Universität Oldenburg, gab einen Einblick in Leben und Werk Erich Auerbachs.
    



Der Vortrag möchte Erich Auerbach in Marburg wieder stärker präsentieren, so der Romanist Müller.  Zudem kündigte Müller für das nächste Jahr eine  Tagung mit  internationalen Auerbachforschern an und im Anschluss daran die Gründung  einer internationalen Auerbachgesellschaft mit Sitz in Marburg.
       
Erich Auerbach war von 1930-1935 Professor an  der Universität Marburg. Er ist einer der wichtigsten deutschsprachigen  Romanisten des 20. Jahrhunderts. Sein Buch „Mimesis - Dargestellte  Wirklichkeit in der abendländischen Literatur“ ist ein Klassiker der  Literaturwissenschaft und ist in zahlreichen Sprachen übersetzt.
    
Matthias Bormuth leitete die Lesung mit folgenden Worten ein:      
    
„Ich freue mich sehr, in Marburg sein zu können. Als wir im Juli  hier waren, um über Auerbach in der Universität zu sprechen, waren wir  auch bei Elwert und haben Verbindungen angeknüpft. Das Buch hier  vorstellen zu können, ist eine große Freude. Selbst eine Freude schon  von der Aufmachung her, von der Typografie, aber eben auch von den  Essays und Briefen, die Erich Auerbach geschrieben hat. Ein großartiger  Autor, Humanist von Haus aus. Wir haben es uns so gedacht, dass wir  Ihnen sechs oder sieben Passagen aus den Essays und Briefen von Erich  Auerbach vorstellen und jeweils einige Sätze zu der Passage sagen.“
    


Wer ist nun Auerbach?   
Das fragte der Herausgeber Bormuth   und gab zur Antwort:     
    
„Einige kennen ihn, Studenten, die älteren Gelehrten, die  interessierten Bürger, viele vielleicht auch nicht. Er ist zum einen  eben Fachromanist, einer der wichtigsten Humanisten im 20. Jahrhundert.  Er hat in Marburg von 1930-1935 gelehrt, ein großes Dantebuch und  "Mimesis" geschrieben, ist damit in die Fachgeschichte als ein Klassiker  eingegangen. Er ist aber auch zugleich Kulturphilosoph. Er hat über  Vico gearbeitet,  hat sich mit dem deutschen Idealismus beschäftigt, war  Schüler von Ernst Troeltsch in Berlin und war als  Humanist jemand, der  auch gefragt hat: Die Literatur handelt von den  Menschen und ihrer Geschichte und Geschichte ist immer etwas, das bei  der wissenschaftlichen Aufklärung und Spekulation von den Menschen  bedacht wird. Und Aufklärung und Spekulation waren für ihn zwei  Tendenzen in der Geistesgeschichte, die er geschätzt hat, die er aber  auch als Antipoden zusammengesehen hat. Und Auerbach ist im Grunde in  seinem gesamten Werk jemand, der fragt: wie aufgeklärt kann der Menschen  sein? Und wo braucht der Mensch seine persönlichen Spekulationen, die  für sein Leben, für die Sinnfindung  wichtig sind? Er führt die  Beantwortung der Frage stark aus jüdisch-christlichen Quellen geschöpft,  auch als jemand, der eigentlich nicht konfessionell gebunden ist, der  auch gar nicht genau weiß, wo er steht, der sich nicht festlegen lässt,  der sehr vieldeutig blieb,   und der tatsächlich in  seiner Art als  Romanist jemand war,  als Kulturphilosoph, der auf seine innere  Unabhängigkeit sehr  gehalten hat und dessen Vorbilder Montaigne und  Vico waren, beides Autoren, von denen er sagte: sie waren in einer  gewissen Weise einsam. Es wird uns in allen Essays heute Abend noch  begegnen, dass Auerbach sehr einfach schreibt, aber sehr hintergründig  ist."
    
Es folgten Auszüge zum Beispiel über Vico, Montaigne, aus "Die Narbe des  Odysseus", und "Philologie der Weltlitertur" und kürzere  Kommentierungen dazu.
       
Die große Fülle möglicher Befürwortungen und Entgegnungen möchte  ich auf  Montaigne beschränken, den   Auerbach sicherlich als Modell für  seinen eigenständigen Humanismus  vor Augen hatte.
    



Montaigne, dieser  zweite große Einsame,
 
so erläuterte Bormuth,  lasse Erich Auerbach die Frage nach dem Schreiben selbst aufwerfen. Und auch die Frage nach dem Publikum. Für wen also schreibt jemand?
    
Und wer ist der Jemand, der schreibt? In Bezug auf  Montaigne stellte Auerbach bereits in Marburg, fest: „Gelehrte sind  eigentlich auf die angewiesen, die Laien sind." - Auf einen wie  Montaigne, der  an ein allgemeines oder nicht fachliches Publikum  schreibt. Und dieses allgemeine Publikum sei nicht mehr ein  christliches, sondern ein allgemeines säkularisiertes Publikum.



Zur Einsamkeit Montaignes und Erich Auerbachs

Das Glück und Unglück humaner Freiheit wird dadurch festgeschrieben, dass  ein Autor, der sich sowohl metaphysischer Verbindung als auch Verpflichtung entbunden glaubt, und auf welchen als Einsamer die letzten Dinge zurückfallen, sich sein gleichgeartetes Publikum erschafft.
  
Der Einsame spricht zu den zahllosen Einsamen. Die  Entbindung setzt die einst zusammenhängenden Elemente frei, so wie eine  chemische Verbindung, wenn sie in ihre Elemente zerfällt, nur dass  diesen das Bewusstsein dafür fehlen wird, den Moment des Freiseins als  Freiheit aufzufassen.

Zu den Personen:
    
Prof. Dr. Olaf Müller,  französische und italienische Literatur- und Kulturwissenschaft, Philipps-Universität Marburg,      Institut für Romanische Philologie.
    
Prof. Dr. Matthias Bormuth, geboren 1963, studierte in Marburg und Göttingen Humanmedizin und promovierte über Karl Jaspers.  Er ist Inhaber der Heisenberg-Professur für vergleichende  Ideengeschichte am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg  und Vorsitzender der Karl Jaspers-Gesellschaft. (Verlagsangabe Berenberg Verlag)
    
Michael Krüger, geboren 1943 in Wittgendorf/Sachsen, war viele Jahre Geschäftsführer des Münchner Carl Hanser Verlags  und Herausgeber der Literaturzeitschrift AKZENTE. Er ist Mitglied  verschiedener Akademien, Autor von Gedichten, Geschichten, Novellen und  Romanen. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt er den  Peter-Huchel-Preis und den großen Literaturpreis der Bayerischen  Akademie der Schönen Künste. (Verlagsangabe Hanser Literaturverlage)
    
Thomas Flentge, Leitung der  ELWERT Universitätsbuchhandlung Lehmanns Media GmbH Marburg,  Barbara Amend, Moderatorin des Abends und Ansprechpartnerin in der Buchhandlung.
    
  
Das Auerbachhaus in Marburg


    
    
Erich Auerbach wohnte in Marburg in den Jahren 1929 - 1936 im  Südviertel in der Friedrichstraße 3 im ersten Stock. Im Haus befindet  sich der Verlag Blaues Schloss.
Die Beletage dient den  verlagsinternen Tafelrunden, die dort seit 2011 regelmäßig stattfinden.

















    
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