Pressestimmen
Oberhessische Presse 30.10.2013
Neue Literarische Gesellschaft feiert Jubiläum
In 40 Jahren 1300 Autoren nach Marburg geholt
Rund 1300 Autoren, noch mehr Lesungen, jede Menge Stars der internationalen Literaturszene, darunter zwei Nobelpreisträger. Das ist die Bilanz der Neuen Literarischen Gesellschaft nach 40 Jahren. Im November wird groß gefeiert.
Marburg. Walter Kempowski, Stefan Heym, Gerhard Zwerenz, Max von der Grün, Erich Loest, Daniel Kehlmann, die Literaturnobelpreisträger Günter Grass und Tomas Tranströmer - die Liste der Autoren, die bei der neuen Literarischen Gesellschaft gelesen haben, ließe sich noch lange fortsetzen.
Vor 40 Jahren wurde der derzeit älteste und größte Marburger Literaturverein gegründet - an der Spitze steht von Beginn an der „Dauervorsitzende“ Ludwig Legge, heute auch schon 76 Jahre alt. Er hat eine ganze Generation von Autoren kommen und viele auch gehen sehen: Walter Kempowski ist tot, Erich Loest ist vor Kurzem gestorben, Max von der Grün ist tot. Auch diese Liste ist lang. Beim Blick in die Gästebücher des Vereins überkommt Legge Stolz auf das Erreichte, aber auch Wehmut, denn mit vielen Autoren hat ihn eine Freundschaft verbunden. Manche wie Loest oder Kempowski waren achtmal in Marburg, um zu lesen.
Und oft haben sie bei ihm zu Hause gegessen, getrunken und diskutiert. Oder einfach nur Fußball geguckt.
Und oft haben sie bei ihm zu Hause gegessen, getrunken und diskutiert. Oder einfach nur Fußball geguckt.
Zwei Dinge haben den Verein von Beginn an geprägt: Der Vorsitzende Legge und das Café Vetter. Die NLG wäre ohne dieses traditionsreiche Café gar nicht denkbar. Nahezu alle Lesungen fanden und finden dort statt - immer sonntags, immer um 11 Uhr, immer im ganz normalen Café-Betrieb.
Es gab nur wenige Ausnahmen und die waren dem Andrang geschuldet. Für Günter Grass,. Ulla Hahn, Tschingis Aitmatov, Luise Rinser oder Ephraim Kishon reichte der Platz dort nicht aus - der Verein musste ausweichen in die Aula der Alten Universität oder ins Hörsaalgebäude
Da ist es sonnenklar, dass die NLG dort in ihrem Stammhaus ab Samstag auch die Jubiläumsparty feiert: Ab 19 Uhr gibt es ein Festprogramm mit Musik, Literatur und einem Büfett. Es spielen Justus Noll und das Oberhessische Tangoorchester sowie der Marburger Pianist Ralph Lohaus. Und am Sonntag liest Wilhelm Genazino - wie immer um 11 Uhr im Café Vetter
Rund 300 Mitglieder hat der Verein, das älteste Mitglied ist Erna Weise, stolze 94 Jahre alt. Die Zahl ist seit Jahren stabil.
40 Jahre NLG, das ist auch eine Zeit heftiger politischer Debatten. Viele Jahre lang hat der Verein seinen Blick in den Osten Europas gerichtet, immer wieder Dissidenten der Ostblockstaaten nach Marburg geholt. Russen, Tschechen, Rumänen, viele Autoren aus der ehemaligen DDR.
Ein wunder Punkt ist bis heute der Verlust des Marburger Literaturpreises. 1990, die Mauer war gerade gefallen, hatte die NLG zum letzten Mal den Marburger Literaturpreis vergeben - an die DDR-Dissidentin Helga M. Novak. Der Preis wurde dem Verein entrissen, nach heftigen politischen Debatten. Heute vergibt die NLG wieder selbst einen Nachfolgepreis, gestiftet von Mitgliedern.
Im Frühjahr soll eine umfangreiche Dokumentation über die NLG erscheinen. Professor Horst Schwebel, Legge und der Verleger Karl-Heinz Symon arbeiten daran. Schwebel wird unter anderem über Literatur im Caféhaus schreiben - und er weiß: „Nebengeräusche, klapperndes Geschirr, quengelnde Kinder. Nicht jede Literatur kann sich da behaupten, schwedische Naturlyrik hat es schwer.“
Ein „Literatorium“ am 19. November und ein Festakt am 23. November im Rathaus runden die Feierlichkeiten ab.
von Uwe Badouin