Festakt-75-Geburtstag-Arbogat-Schmitt - Verlag-Blaues-Schloss

Direkt zum Seiteninhalt

Veranstaltungen 2018



Festakt anlässlich des 75. Geburtstages
von Prof. Dr. Arbogast Schmitt

im Seminar für Klassische Philologie der Philipps-Universität Marburg
am Freitag, den 08. Juni 2018, um 18.00 Uhr (s.t.)
 
Begrüßung: Prof. Dr. Sabine Föllinger

Laudatio: Prof. Dr. Stefan Büttner

Vortrag: Prof. Dr. Arbogast Schmitt:
Selbstliebe - Grund und Maß für Freundschaft und Liebe bei Aristoteles

Übergabe der Festschrift
Grußworte Brigitte Kappl und Sven Meier




Begrüßung: Prof. Dr. Sabine Föllinger

„Ich möchte hiermit unsere kleine Feier eröffnen, die wir zum 75. Geburtstag von Herrn Schmitt organisiert haben, und ich begrüße Sie ganz herzlich im Namen des Seminars für Klassische Philologie, und wir freuen uns, dass Sie alle hier sind. Ganz besonders möchte ich unsren Jubilar Herrn Schmitt begrüßen und seine Frau,  schön, dass Sie wieder mit dabei sind, und ich möchte auch die Gelegenheit nutzen Herrn Schmitt noch einmal nachträglich ganz herzlich zu gratulieren, im Namen des Kollektivs, das hier versammelt ist und alles Gute zu wünschen und weitere frohe und auch schaffensstarke Jahre.“

Es folgte die Begrüßung der Anwesenden sowie der Abwesenden im Geiste, so der Dekanin des Fachbereichs Frau Birkle aus der Amerikanistik und die Prodekanin des Fachbereichs Frau Rieken von den Sprachwissenschaften.

Der Anlass der Feier war die Verleihung einer Festschrift, herausgegeben von den Schmitt-Schülern Brigitte Kappl und  Sven Meier.
„Die Festschrift versucht, ein wenig zurückzugeben“, so Föllinger „von dem, was der Gewürdigte all die Jahre für uns getan hat, und womit er uns bereichert hat, intellektuell, menschlich, denn wir wissen, dass Herr Schmitt ein charismatischer Lehrer, Redner und auch Autor war und ist, der intellektuell und emotional anspricht und immer Gedanken entwickelt, die zum  Nach- und Weiterdenken führen. Dafür vielen Dank.

Die Laudatio hielt von  Stefan Büttner, Schüler von Schmitt und Inhaber des Lehrstuhls für Gräzistik in Wien.

Laudatio: Prof. Dr. Stefan Büttner

"[...] Es freut mich auch ganz besonders, diejenigen hier zu sehen, die gemeinsam  mit Herrn Prof. Schmitt in früherer Zeit schon studiert haben, geforscht haben oder gar gelehrt haben.  Also eine ganz große Familie, die sich hier versammelt hat.  […]      Eine Familie ist etwas, da wird man hineingeboren, die kann man sich nicht aussuchen. Bei den Leuten, mit denen man verbunden sein und sich geistig austauschen möchte, ist es anders. Die wählt man sich aus. Das ist eine freiwillige Wahl. Und bekanntlich wählt man das, was einem gut erscheint."

   Büttner fuhr fort: "An dieser Stelle würde normalerweise  eine klassische Laudatio folgen, in der das breite Opus von A. Schmitt ausgeführt wird und die geistige und intellektuelle  Brillanz dargelegt wird. Das werde ich nicht tun."  

Er gab als  ersten Grund  die Kürze der Redezeit an, und als zweiten Grund  die Kenntnis der Anwesenden bezüglich  der Werke von A. Schmitt. So konnte Büttner zusammenfassen, was er nicht erklären würde:

"Ich muss nicht erklären, wie wichtig der Unterschied, die Opposition der Antike und Moderne ist, und welche Auswirkungen das auf die  Interpretation der Antike gehabt hat , ich muss nicht Stellung nehmen zu dem Satz: Denken ist Unterscheiden im Gegensatz zu Denken ist Bewusstsein, ich muss nicht über die aristotelische Affekttheorie und Kultivierung der Affekte nach Aristoteles  sprechen, ich muss auch nicht über die verschiedenen Tragikbegriffe der Moderne und der Antike sprechen, alles das werde ich hier nicht besprechen, als das, was von Professor Schmitt  ausführlich erforscht worden ist, denn das kennen Sie aus seinen Schriften ohnehin."

An dieser Stelle das Grußwort von Prof. Sang In Lee aus Seoul:

„Herr Schmitt, ich gratuliere Ihnen herzlich zu ihrem 75. Geburtstag. […] Ich weiß, was für ein guter Lehrer Sie sind. Sie haben uns immer etwas mit warmer Liebe und Leidenschaft beigebracht. Und uns in ihrer Person die richtige Einstellung zum Leben gezeigt. Dank ihrer Belehrung bin ich heute, was ich bin. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken und ihnen viel Freude bei der heutigen Feier und  für die Zukunft alles Gute und Gesundheit wünschen.“     



Vortrag: Prof. Dr. Arbogast Schmitt:

Selbstliebe
Grund und Maß für Freundschaft und Liebe bei Aristoteles

Nutzen und Lust als Gründe von Freundschaft und Liebe


Erstaunlich“, so Schmitt, „auch im Sinn unserer heutigen Moralbegriffe, ist, dass für Aristoteles die Liebe zu sich selbst der Anfang und der Grund jeder Art von Freundschaft und Liebe ist. Der gute Bürger würde ein solches Denken eher für unmoralisch halten. Handeln zugunsten anderer, dass ist die Pflicht, deren Erfüllung uns zu guten Menschen macht, nicht die Selbstliebe. Kann die Selbstliebe Bedingung dafür sein, dass wir uns anderen Menschen freundschaftlich oder liebend zuwenden?“
Das führte Schmitt zu den weiteren Fragen:



Was gilt meistens als Freundschaft?
Und was sind ihre Gründe

               Der erste Grund:
Der Freund, der einem nützlich ist


„‚Du bist mein Freund‘, das sagt man gern, wenn man von jemandem etwas Gutes erfahren hat, das einen fördert und nützt. Diese Art einer eher egoistischen Freundschaft um des Nutzens willen, lehnt Aristoteles nicht etwa ab, als sei sie grundsätzlich minderwertig, er zeigt aber ihre Gefährdetheit auf. Denn es ist nur zu oft so, dass diese Art von Freundschaft endet, wenn sie keinen Nutzen mehr bietet.“




Der zweite Grund:
Der Freund, mit dem man gemeinsam nach Lust sucht



Der dritte Grund:
Der Freund, der das fördert,
was zum eigenen Wesen des Gutseins gehört


Wenn weder ‚der‘ Nutzen‘ noch ‚die‘ Lust eine Freundschaft angenehm und stabil machen, das ließ nun Schmitt fragen:

„Welche Art von Nutzen und welche Art von Lust führen dann zu einer Freundschaft, die diese Vorzüge in einer solchen Weise besitzt, dass sie dauerhaft und in höchstmöglicher Form mit ihr verbunden sind?
     Die Antwort auf diese Frage sieht Schmitt in der bisherigen Analyse des Aristoteles schon angelegt:
„Es muss“, so Schmitt, „ein Nutzen und eine Lust sein, die jemand auf Grund eines gefestigten Charakters verfolgt und sie dürfen keine zweitrangigen oder nur temporären Ziele für ihn sein, sondern müssen zu dem gehören, was zu seinem Wesen gehört, d.h. für Aristoteles, zu dem, worin sich jemand selbst auf Dauer verwirklichen möchte.“

Das ist  die Stelle, an der Aristoteles auf die  Selbstliebe hinweist.

„Dass man sich selbst bejaht“, so erläutert Schmitt, „das gilt, und mit dieser Überlegung setzt Aristoteles zu einer genaueren Umgrenzung von dem ein, was den Namen Selbstliebe wirklich verdient, das gilt nur für Menschen, die mit sich im Reinen sind, und das sind, wie er überzeugt ist, nur gute Menschen. Unbeherrschte Menschen z.B. liegen oft Zwiespalt mit sich und sind voll von Unzufriedenheit über sich selbst (NE 1166b24f.). Sie begehren das eine, wollen das andere und entscheiden sich nicht für das, was gut für sie wäre, sondern für die Lust, auch wenn sie schädlich ist (NE 1166b7-10). Der eine Teil empfindet Unlust, weil ihm etwas abgeht, der andere empfindet Lust, und so zieht der eine hierhin, der andere dorthin, als wollten sie ‚den ganzen Menschen‘ in Stücke reißen (NE 1166b19-22).“



Jemand, der so  empfindet,
kann sich nicht lieben, genauer:
sich nicht als Ganzen lieben.

"Der Unglückliche ist mit einem Teil von sich einverstanden, mit einem anderen Teil, ist er es nicht. „Dass es so eine innere Zerrissenheit in uns geben kann, ist“, so Schmitt, „zuerst einmal ein Zeichen dafür, dass man sinnvollerweise von einer Selbstliebe sprechen kann. Denn Liebe ist eigentlich auf zwei Personen verteilt, auf einen der liebt und einen der geliebt wird (EE 1240a14f.; NE 1166a30-b2). Dass man sich selbst liebend zu- oder nicht zuwenden kann, zeigt also, dass der Mensch in gewisser Weise ein geteiltes Wesen ist (EE 1240a20). Grund dafür ist für Aristoteles die Einsicht, dass der Mensch ein endliches Wesen ist und auch seine seelischen Vermögen nur in einer durch den Körper geteilten Weise ausüben kann.“

Sich selbsLustt verwirklichen –
eine höhere Form der Lust

Dass sich der Mensch mit sich selbst anfreunden und mit sich zufrieden sein kann, dahin kann auch eine vollendete Sinnlichkeit nicht hinreichen. Dementsprechend bemerkt Schmitt:

„Die Lüste, die sie bieten kann, werden, dafür zeugen sehr viele Erfahrungen, oft von anderen Lüsten übertroffen und zurückgedrängt.“

Er gibt ein Beispiel:

„Agamemnon, der oberste Feldherr der Griechen, versucht, Achill mit unendlichem Reichtum an Geld und Besitztümern und mit dem Versprechen, er könne aus den schönsten und edelsten Frauen sich auswählen, wen er wolle, wieder für sich zu gewinnen (Ilias 9,119-161; 263-299). Der aber schlägt empört diese Angebote aus (ebda 308-429). Er ist der beste und tapferste Kämpfer vor Troja, seit 10 Jahren hat er sich als Schutz seiner Kameraden vor der gefährlichen Übermacht der Trojaner bewährt, v.a. aber fühlt er sich als der berufene Zerstörer Trojas. Für all das hat ihm Agamemnon nicht gedankt und ihn daran gehindert, sein großes Ziel zu erreichen. Deshalb hat aller Nutzen und haben alle mit den großen Geschenken ermöglichten Annehmlichkeiten für Achill überhaupt keine Bedeutung. Er muss sich nicht etwa beherrschen, um sich von ihnen nicht verführen zu lassen, der Blick auf die Lust, die er in erster Linie anstrebt, degradiert alle diese sinnlichen Annehmlichkeiten zur Bedeutungslosigkeit."



Selbstverwirklichung
   durch praktische Klugheit (phrónesis)

Achill im Gegensatz
     zu
   Odysseus und Penelope


Um ein Beispiel für praktische Klugheit aufzuzeigen, stellt Schmitt dem Achill den Odysses und die Penelope gegenüber:

„Anders als Achill, der, um Agamemnon zu bestrafen, seine Kameraden und sich selbst in großes Unglück bringt, so dass er voller Reue und Unmut über sich selbst am Meer sitzt und seiner Mutter sein Leid klagen muss (Ilias 18, 98-110), ist Odysseus geradezu der Inbegriff einer praktischen Klugheit, die sich selbst den wahren Vorteil zu verschaffen weiß. Die ihm im Durchdenken dieses Vorteils gegenwärtige Lust macht, dass er nicht zerrissen in sich selbst ist. Er kann mit sich selbst befreundet sein und auch in schwierigen Situationen einen freien Blick für die Suche nach der besten Lösung behalten. Diese Fähigkeit teilt er mit seiner Frau Penelope, die deshalb geradezu kongenial zu ihm passt. […] Odysseus und Penelope können als das eminente Beispiel für das, was Aristoteles unter der höchsten und besten Form von Freundschaft und Liebe versteht, gelten. Sie fördern sich gegenseitig und sie genießen eine gleiche Lust mit- und voneinander. Aber sie tun dies nicht um irgendwelcher egoistischer Vorteile willen, sondern weil sie sich an der Gutheit des anderen erfreuen und das gemeinsame Leben mit gleichem Denken und gleichen Werten genießen.

Gerade weil sie nicht irgendeine Lust und irgendeinen Vorteil suchen, sondern die für sie selbst höchste und beständigste Lust, haben sie die Tendenz und sind zu ihrer Erfüllung auch fähig, sie mit dem anderen zu teilen und gemeinsam an ihr teilzuhaben."

Selbstliebe als Grund ‚politischer‘ Freundschaft

Schmitt rückte des Weiteren ins Bewusstsein des Publikums,  dass kein Mensch alle menschlichen Vermögen  verwirklichen kann,  sondern dass er sich auf einige von ihnen konzentrieren muss:

„Wer aber als Sportler, Musiker, Bauer, Architekt, Arzt, Richter, Redner; Philosoph sich verwirklichen möchte, ist auf die Unterstützung vieler anderer angewiesen. Mit ihnen liegt er nicht in Konkurrenz und schon gar nicht in einer, die um des eigenen Vorteils willen den anderen schädigt (wie es oft als Urzustand von Vertragstheoretikern angenommen wird), sondern er ist ihnen freundlich gesonnen, weil er sie braucht, um er selbst sein zu können. Eben weil und wenn er dies will, ist er aber ein gutes, hilfreiches Mitglied der Gemeinschaft, da er durch seine Fähigkeiten den anderen nützlich ist. Deshalb ist Aristoteles überzeugt, dass der beste Mensch auch der beste Bürger ist, und das heißt auch: die beste Form des Egoismus ist zugleich die beste Form des Altruismus."

Kleiner Kommentar:

Komme ich noch einmal auf den dritten Grund zurück: „Der dritte Grund: Der Freund, der das fördert, was zum eigenen Wesen des Gutseins gehört“. Dieser Grund läuft, so scheint es mir, bis auf den Grund zurück, der die Menschen nach der Vorstellung von Platon verschieden macht in ihrem Vermögen und ihren Zielen und den Platon in seinem Gleichnis vom „Lenker des Seelenwagens“ zur Anschauung bringt.

In diesem Seelenwagen ringt nicht nur jede Seele, bevor sie als Mensch ins Erdenleben dringt, mit zwei verschiedenartigen Pferden, je nach ihrem Vermögen in Höhe und Dauer ihrer Bahn, sondern sie folgt dem Gott, den sie in diesen Augenblicken erschaut und dem sie als Vorbild ihres Wesens folgen möchte. Doch auf der Erde scheint alles vergessen und unsichtbar geworden zu sein. Bis der Mensch sein Streben, sein Wesen, seine Seelenfahrt und sein Vorbild wiederendeckt und durch sein Wirken in die Welt stellt.


Übergabe der Festschrift

Grußworte Brigitte Kappl

Mitherausgeberin des Bandes "Gnothi sauton - Festschrift für Arbogast Schmitt zum 75. Geburtstag"



„Sie haben uns beschenkt und es wird Zeit dass wir Sie beschenken, wie es ja auch üblich ist an einem solchen Geburtstag. Aber wie immer gilt es beim Schenken das Angemessene zu beachten. […] so haben wir es uns erlaubt eine kleine Auswahl der Früchte  von Schülern, Freunden und Kollegen  aus nah und fern sogar aus dem fernen Osten. Und diese Früchte möchten wir Ihnen jetzt überreichen. Dabei handelt es sich um geschriebene Reden.  Eine Schrift aus Korea zum Beispiel. Eine Übersetzung ausgewählter Schriften  von Herrn Schmitt, besorgt von dem Schüler Sang In Lee, Professor für Philosophie in Seoul."
Im Anschluss las Kappl dessen (bereits zuvor erwähnten) Grußworte vor.
Dann erfolgte die Übergabe der Festschrift durch die Herausgeber Brigitte Kappl und Sven Meier an Arbogast Schmitt, nicht ohne zahlreiche Hinweisen auf die Mitwirkenden, Unterstützer und Autoren.
Letztere seien hier genannt:
Mit Beiträgen von: Wolfgang Bernard, Stefan Büttner, Sabine Föllinger, Hans Ulrich Gumbrecht, Andreas Kablitz, Michael Krewet, Joachim Latacz, Thomas Leinkauf, Christian Pietsch, Ernst-Richard Schwinge, Rainer Thiel und Gregor Vogt-Spira.


Gnothi sauton
Festschrift für Arbogast Schmitt zum 75. Geburtstag

Brigitte Kappl (Hg.), Sven Meier (Hg.)

Preis: 68,00 €
ISBN: 978-3-8253-6896-8
Sortiment: Buch
Ausgabe: Gebunden
Reihe: Studien zu Literatur und Erkenntnis, Band 15
lieferbar: 24.05.2018

Schlagwörter: Rhetorik, Literaturtheorie, Erkenntnistheorie, Aristoteles, Selbsterkenntnis, Homer, Neuplatonismus, Platon, Seneca, Epistemologie, Mimesis, Ontologie, Metrik, Tragödientheorie, antike Philosophie, Theorie der Philologie, Syllogistik, Herodot, griechische Antike, römische Antike

im Winter Verlag erschienen
Verlagsangabe:
»Gnothi sauton« – Erkenne dich selbst! Das Streben nach Erkenntnis und Selbsterkenntnis, das nach antiker Auffassung der Gott selbst in dieser Aufforderung dem Menschen ans Herz legt, bildet ein zentrales Moment von Arbogast Schmitts jahrzehntelanger Beschäftigung mit antiker Literatur und Philosophie, die zugleich immer auch eine kritische Auseinandersetzung mit modernen Konzepten und Positionen darstellt.

Die vorliegende Festschrift vereint zwölf neue Beiträge zur antiken Philosophie, Literatur und Literaturtheorie, in denen Schüler, Freunde und Weggefährten Arbogast Schmitts dieses Erkenntnisstreben beantworten und fortsetzen.

Mit Beiträgen von: Wolfgang Bernard, Stefan Büttner, Sabine Föllinger, Hans Ulrich Gumbrecht, Andreas Kablitz, Michael Krewet, Joachim Latacz, Thomas Leinkauf, Christian Pietsch, Ernst-Richard Schwinge, Rainer Thiel und Gregor Vogt-Spira.











Uni im Café 21
Schmitt, Arbogast
Moral und Lust
Eine Kultur des Gefühls
als Grundlage der Ethik
bei Aristoteles
Kartoniert: 66 Seiten,
2 Farbabbildungen, 1 s/w Abbildung
ISBN 978-3-943556-67-4
Preis: 8,50 €



Reihe Uni im Café 3
Schmitt, Arbogast
Homer und wir
Kartoniert, 46 Seiten
ISBN 978-3-943556-13-1
Preis: 7,95


Uni im Café 23
Schmitt, Arbogast
Freiheit und Lust
Über eine zu wenig beachtete Erklärung der Willensfreiheit
Kartoniert: 145 Seiten,
3 Farbabbildungen,
1 s/w Abbildung
ISBN 978-3-943556-76-6
Preis: 13,50 €


Bestellung über Amazon
Zum Buch:

Was ein freier Wille ist, gilt als nur schwer oder gar nicht erklärbar, jedenfalls wenn man sich auf der Höhe einer modernen Reflexion bewegen will:

Viele sind überzeugt, dass alles kausal determiniert ist, also muss es auch der Wille sein. Glaubt man an eine Unterbrechung der Kausalordnung durch den Zufall, reicht das nicht als eine Begründung für die Willensfreiheit. Kaum verstehbar ist aber auch, wie (Natur-)Notwendigkeit und (subjektive)Freiheit nebeneinander bestehen können sollen.
Gemeinsam ist aber den vielen sich gegenseitig bekämpfenden Theorien, dass der Wille als ein reines Entscheidungs-Vermögen verstanden wird. Frei kann er ja nur sein, wenn er sich auch gegen das erkannte Richtige, also gegen die Vernunft entscheidet.
Bekanntlich hat aber auch eine Entscheidung gegen die Vernunft Gründe. Selbst wer nur noch ein Glas Wein mehr trinken will, als es vernünftig ist, trifft keine reine Entscheidung, sondern greift nur zum Glas, weil er die Qualitäten des Weins kennt und sich die Lust an seinem Genuss in der Zukunft vorstellt.
Es war der sorgfältige Aristoteles, der deshalb nachgewiesen hat, dass jeder Wille ein Produkt aus mehreren geistigen Akten ist: man muss etwas erkennen, das Angenehme und Gute an diesem Erkannten mit Lust (das Gegenteil mit Unlust) empfinden und beides durch die Vorstellung in die Zukunft verlängern. Dann entsteht ein Wille (für oder gegen etwas). Dieser Wille kann einer Wahrnehmungserkenntnis entspringen, oder einer Meinung, meistens über Lüste und Unlüste, die mit Anerkennung­sphänomenen verbunden sind, er kann auch aus einer tatsächlich vernünftigen Erkenntnis kommen. Sich gegen die Vernunft entscheiden, heißt deshalb nicht, etwas irrational wollen, sondern einen unvernünftigen, von bloßen Meinungen oder Anschauungen abhängigen Willen haben. Diese Art der Analyse führt dazu, dass nicht jeder Wille frei ist, sondern nur der, der das will, was einem wirklich gut tut. In diesem Sinn gibt es eine zur Freiheit führende Erziehung des Willens, die – wie sittliches Verhalten im allgemeinen – auf einer Kultur des Gefühls beruht.



Weitere Arbogast Schmitt Veranstaltungen:
Prof. Dr. Arbogast Schmitt
zum 75. Geburtstag
Über Freiheit und Lust,
eine zu wenig beachtete
Erklärung der Willensfreiheit
Sonntag, 29. April 2018, 11 Uhr, Café Vetter in Marburg

Professor Dr. Arbogast Schmitt
Wie aufgeklärt ist die Vernunft der  Aufklärung?
Eine Kritik aus aristotelischer Sicht.
So. 19. Februar 2017,     11 Uhr, Café Vetter Marburg




Zurück zum Seiteninhalt